
Verbotene Spritzen: Die Geheimnisse der Krankenhausgang - Teil 2
Langsam verdichten sich die Hinweise um das große Rätsel im Klinikum St. Marah. Wird Dr. Strangelove das Geheimnis lüften können? Und gibt es dennoch ein Happy End für alle?
Aufmerksam tappte der Doc durch die dunklen Gänge des Kellers. Das Untergeschoss der Klinik war angenehm still und kühl - im völligen Gegensatz zum Rest der Einrichtung. Hier und da standen mobile Krankenbetten herum, einige große blaue Säcke mit Schmutzwäsche, die die Reinigung demnächst abholen würde und ansonsten alles, was hierher kam unter der Prämisse: “Wir stellen das erstmal in den Keller, vielleicht brauchen wir das nochmal”. Die Staubschicht auf diesen Dingen sprach eine andere Sprache.
Als er an einem umgeworfenen Klinik-Rollstuhl ohne Räder vorbeikam, stutzte er. Etwas unbehaglich zumute, warf er einen Blick an die Decke und lauschte. Nichts.
Strangelove atmete kurz erleichtert durch und folgte dann weiter der Beschilderung. Langsam näherte er sich den Laborräumen. Zumindest verriet ihm dies das schwache Licht, welches durch die noch geschlossene Tür schimmerte. Ohne zu klopfen oder sich anderweitig bemerkbar zu machen, drückte er entschlossen die Klinke herunter und stieß die Tür auf.
Vor ihm lag ein augenscheinlich leerer Laborraum, in dem ein kaltweißes, gedimmtes Licht brannte.
Das Fell des Capybara stellte sich auf, als er eine Gänsehaut bekam. Es war so unendlich kalt in dem Raum, dass sein Atem kleine Wölkchen bildete, während ihm die kalte Luft durch die geöffnete Tür entgegenschlug. Fröstelnd zog er seinen Arztkittel etwas enger um sich und machte ein paar Schritte in das Labor hinein. Er ließ seinen Blick schweifen: allerlei Gerätschaften standen herum – sowohl leer als auch befüllt, ein Schreibtisch in der Ecke voller Akten und kompliziert aussehenden Formeln auf Papier, Wärme- und Kälteschränke für Proben und Arzneien… und da in der Ecke eine riesige Hochleistungstiefkühltruhe. Der Deckel war geöffnet und eine Person hing mit dem Kopf nach unten über dem Rand.
Mit wenigen Schritten durchquerte der Doc den Raum und zog den bewegungslosen Körper mühsam aus der Kältefalle. Völlig unbeweglich lag Coldblood nun vor ihm auf dem Boden. Der Laborant war komplett ausgekühlt und hatte vermutlich schon eine Weile in seinem eisigen Gefängnis festgehangen. Der Doc schloss als Erstes den Deckel der Truhe. Danach schaltete er die Heizung ein. Er packte Coldblood am Laborkittel und schleifte ihn über den Boden, bis er ihn mit dem Rücken an die Heizung lehnen konnte. Als er das Büro durchsuchte fand er leider nichts hilfreiches, außer zwei weiterer Laborkittel, die er, wie eine Decke, ebenfalls noch über dem erstarrten Echsenmann ausbreitete. Jetzt hieß es wohl warten. In der Zwischenzeit besah er sich den Schreibtisch genauer. Aber keine Spur von Hinweisen, die einen Aufschluss über den geheimnisvollen Patienten oder dessen Medikamente geben konnten. Ungeduldig ging er im Raum auf und ab. Das dauerte ihm alles zu lange. Er brauchte Antworten. Jetzt!
Er ging zurück zum nach wie vor bewegungslosen Coldblood und patschte ihm mit der Pfote ins Gesicht… nichts.
Nochmal!
… nichts.
„Na klar“, murmelte der Doc schlecht gelaunt. Mit einem frustrierten Schnauben ließ er sich auf dem Boden nieder und rollte sich neben dem Echsenmann zusammen, um den Auftauprozess mit seiner Körperwärme zu beschleunigen. Seinen großen Kopf legte er auf den kalten Körper.
Eigentlich ganz bequem, dachte das flauschige Capybara. Jetzt bloß nicht einschlafen! Nicht einschlafen! Nicht…
Der Koffeinmangel und die temporäre Abwesenheit von Stress sorgten dafür, dass sich die schweren Augenlider des Arztes immer weiter schlossen. Und nach ein paar tiefen Atemzügen, fiel er in einen festen, traumlosen Schlaf.
In der Zwischenzeit an einem anderen Ort:
„Meint ihr, dass das geklappt hat?“ fragte Etro vorsichtig, kurz nachdem Dr. Strangelove den ramponierten Raum verlassen hatte.
„Na, das will ich doch schwer hoffen!“ rief der Otter, welcher mit beiden Händen in den Trümmerteilen wühlte, offenbar auf der Suche nach brauchbaren Dingen, die sich noch verwerten ließen.
Belli zog indessen ein Walkie-Talkie aus der Hosentasche.
Krzzzzz
„Adler an Schwalbe! Bitte kommen! Der Bober hat den Damm verlassen! Ich wiederhole: der Bober hat den Damm verlassen! Over!“
Krzzzzz
Für einen kurzen Moment passierte nichts. Dann hörte man erneut das Kratzen des Funkgeräts und Itzes Stimme: „Äh…. Hä? Was soll das heißen?“
„Na, dass der Doc jetzt den OP2 verlassen hat. Hat alles geklappt?“
„Achso! Sag das doch gleich. Jep, scheint geklappt zu haben. War aber auch knapp. Ohne Fuchs’ Hilfe ist jetzt auch alles schwieriger geworden. Wisst ihr, wo er jetzt hin ist?“
Belli überlegte kurz.
„Wahrscheinlich wieder zurück zu den Behandlungsräumen. Und wenn er da niemanden mehr findet, dann vergisst er das hoffentlich einfach wieder. Alternativ sprenge ich als nächstes einfach das ganze Krankenhaus zur Ablenkung“ und ein Funkeln war in seinen Augen zu sehen.
„Nein, das machen wir sicher nicht!“, rief Itze aufgeregt, „Das kann auch einfach nicht mehr so weitergehen. Das wird sich heute klären und aufhören. Wir haben da auch schon zu lange mitgemacht. Aber wir sollten auf jeden Fall erstmal herausfinden, was der Doc jetzt macht.“
Etro hob abwehrend die Hände.
„Ohne mich. Ich bin schon viel zu lange hier. Ich habe noch Termine und werde im OP1 gebraucht. Kann ja dann nicht einfach jemanden aufschneiden und liegen lassen für euren Quatsch. Bin ja kein Aufschneider. Und Sebu muss ich auch noch suchen. Keine OP ohne Anästhesisten – und der ist schon seit Tagen verschwunden!“ Und damit ließ er Otter und Belli allein zurück.
Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden.
„Und wer geht jetzt gucken, wo der Doc hin ist und wer räumt hier auf?“, fragte Otter schließlich.
Doch da warf ihm Belli schon einen kleinen Sprengkörper entgegen - die Zündschnur brannte bereits – und verließ schnellen Schrittes den Raum.
Der Hausmeister seufzte, zuckte mit den Schultern und warf den kleinen Sprengsatz über seine Schulter in das Chaos hinter sich, wo dieser krachend explodierte.
Ihm war warm. Entsetzlich warm. Langsam kehrte der Doc in den Wachzustand zurück. Allerdings herrschte um ihn herum eine drückende Hitze. Da spürte er etwas Nasses, klebriges im Gesicht.
Vorsichtig öffnete er die Augen. Er lag nach wie vor zusammengerollt auf dem Laborboden, sein Kopf immer noch auf Coldblood ruhend. Welcher ihn jetzt etwas fragend anstarrte – und ihn mit seiner blauen Echsenzunge anstuppste. Schlagartig sprang der Doc auf und taumelte zurück, während sein Kreislauf Ehrenrunden drehte.
„Guten Morgen, Herr Doktor!“, begrüßte ihn der Laborant und stand ebenfalls auf.
„Hoffe, Sie haben bequem auf mir geruht?“
„Nun“, der Doc nahm seine Brille ab und putzte sie verlegen mit einer Ecke seines Kittels, „Jedenfalls sind wir ja jetzt alle wieder wach. Und aufgetaut!“
Er setzte die Brille wieder auf und schaute Coldblood streng an.
„Was zur Hölle ist denn das wieder gewesen?“
Der Laborant zuckte mit den Schultern.
„Herr Bergy rief an und wollte seine 3 Pizzen aus der Tiefi haben – “
„Aus der was?“ unterbrach ihn der Doc.
„Aus der Tiefi.“
„Der was?“
„DER TIEFI!“ rief Coldblood nun lauter, da er vermutete, dass der Doc einfach schwer hörte.
„WAS ZUR HÖLLE IST EINE TIEFI?“ brüllte dieser nun lauter zurück, ebenfalls annehmend, dass sein Gegenüber ihn nicht gut hören konnte.
„Aus der Tiefkühltruhe! Die Pizza!“
Der Doc schüttelte den Kopf: „Achso. Sagen Sie das doch gleich!“
Ein kurzer Ausdruck von Verwirrtheit schimmerte über Coldbloods Gesicht, dann fasste er sich und sprach weiter.
"Nun jedenfalls wollte ich diese herausnehmen. Aber sie lagen natürlich ganz unten, ganz hinten. Also musste ich mich weit in die Truhe beugen. Und da die wirklich sehr kalt ist, bin ich wohl erstarrt, weil ich zu lange gebraucht habe.“
Er schaut sich suchend um.
„Oh. Und die Pizza liegt wohl auch immer noch da drin. Na ja.“
„Na dann können wir ja alle froh sein, dass ich Sie hier gefunden habe. Wer weiß, wann Herr Bergy hier aufgetaucht wäre.“
Der Doc machte wieder ein paar Schritte vorwärts und drehte die Heizung herunter.
„Und was sollte das mit der Zunge eigentlich?“
„Ich wollte Sie sanft wecken. Das war die effektivste Methode!“ erwiderte der Laborant leichthin.
Der Doc zog eine Augenbraue hoch, lies diese Begebenheit jedoch auf sich beruhen.
„Was führt Sie überhaupt zu mir in den Keller?“
„Ach gut, dass Sie fragen!“ der Doc packte den Echsenmann am Kittel, zog ihn zum Schreibtisch und drückte ihn semi-sanft in den Bürostuhl. Dann schaltete er die Schreibtischlampe ein und drehte ihren Lichtkegel Richtung Coldblood.
„So. Und jetzt Klartext und KEINE Ausreden mehr. Was hat es mit Hubert Küchen und diesen ominösen Medikamenten auf sich?“
Der Befragte schaute den Doc für einen Moment völlig perplex an. Dann brach er in lautes Gelächter aus.
Etwas verunsichert wich das Capybara zurück. Er konnte sich nicht erklären, was daran so lustig sein sollte.
Mittlerweile hielt sich Coldblood den Bauch vor Lachen. Er lehnte sich dabei so weit zurück, dass er womöglich gleich mitsamt des Bürostuhls nach hinten umfallen würde.
Dr. Strangelove packte ihn fest an den Schultern.
„Was gibt es denn da zu lachen!?“ rief er aufgebracht und funkelte den glucksenden Laboranten an.
„Na ja“ antwortete dieser nach Luft ringend „Ich glaube, Sie sind der einzige im gesamten Klinikum, der nicht eingeweiht ist.“
Er wischte sich mit seiner Zunge die Lachtränen aus den Augen.
Jetzt schaute der Doc vollends verwirrt. Worin war er nicht eingeweiht?
„Ich frage jetzt nur noch einmal“, zwang er sich, Ruhe zu bewahren, „WAS geht hier vor sich?"
Der echsige Mitarbeiter setzte sich wieder aufrecht hin und begann zu erzählen.
Vor einigen Monaten erschien ein Patient in der Notaufnahme. Ein junger Karateka hatte sich beim Training im nahegelegenen Dōjō eine Kopfverletzung zugezogen und war mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in die Klinik gekommen. Schwester Sabimon hatte sich dem damals angenommen und die beiden schienen sich gut zu verstehen. Nach einigen Tagen kam er erneut in die Notaufnahme mit einem anderen Trainingsunfall. Und die T-Rex Dame erklärte sich direkt bereit, ihn zu versorgen. Und ab da kam der Kampfsportler ziemlich regelmäßig in die Klinik. Aber nur, wenn Sabi Dienst hatte. Da Fuchs meistens zur gleichen Zeit Schicht hatte, ist ihr das zuerst aufgefallen. Und ihr war auch nicht entgangen, wie sich die beiden immer anschauten und im Umgang immer vertrauter wurden. Als Herr Küchen dann anfing immer häufiger mit wohl nicht ganz zutreffenden Symptomen zu erscheinen, fiel das natürlich auch allen anderen auf. So bildete sich langsam ein eingeschworener Kreis von Mitwissenden, die das junge Glück unterstützen wollten. Man hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass das so lange dauern würde.
Der Doc verschränkte die Arme vor der Brust.
“Und warum hat mich niemand eingeweiht?”
Coldblood sah ihn verdutzt an: “Ähm… Sie haben bis heute Herrn Küchen nicht einmal gesehen. Wann und wieso hätten wir das tun sollen? Außerdem haben wir vermutet, dass Sie das Ganze nicht mitmachen würden. Am Ende fallen Sie da mit der Tür ins Haus oder unterbinden das komplett. Das wollten wir nach all der Zeit und Arbeit, die wir da reingesteckt haben, doch gern verhindern.”
“Ja aber ihr könnt dem doch nicht irgendwelche Medikamente verabreichen, wenn der gar nichts hat!”, protestierte Strangelove etwas schmollend, getroffen von dem eben Gehörten.
Der Laborant zuckte mit den Schultern.
“Das sind alles Placebos und die Injektionen enthalten auch nur Kochsalzlösung. Wir wollten halt nicht, dass er merkt, dass wir ihn durchschaut haben. Das wäre sicher für alle Beteiligten unangenehm gewesen und Schwester Sabi hätte dann ja auch alles bemerkt.”
“Aber hat sie das nicht sowieso? Ich meine, sie musste die Sachen doch verabreichen?”
Der Echsenmann winkte ab: “Nee. Das hat doch alles Fuchs geregelt. Sie hat die ‘Medikamente’ hier abgeholt und Sabi dann einfach in die Klauen gedrückt.”
“Ich verstehe trotzdem nicht, wie das jetzt schon so lange geht, ohne dass das irgendwie aufgeflogen ist und überhaupt: meint ihr nicht, dass das mega umständlich ist? Das hätte man doch wirklich einfacher regeln können. Redet doch alle mal miteinander!”
Aufgebracht warf er die Arme in die Luft, bevor er sie in die Hüften stemmte und finster drein blickte.
“Und Sie fragen sich, warum Sie keiner einweihen wollte…”, murmelte Coldblood leise.
“Bitte?”
“Ach nichts.”, fügte er schnell hinzu, “Und was machen wir nun?”
“Na das hört jetzt auf, ist doch ganz klar. Wir werden für diesen Quatsch jetzt nicht noch mehr Arbeitsmaterial und Personal aufwenden!” rief Strangelove entschlossen. Er ging zum Schreibtisch, nahm das Telefon in die Hand und wählte die Nummer vom Empfang.
Es klingelte zweimal, dann wurde die Labortür durch eine laute Explosion aufgerissen. Der Doc zuckte nicht mal mit der Wimper als die Türklinke haarscharf an seinem Gesicht vorbeiflog. Er war es schlicht gewohnt, dass sowas hier passierte und insgeheim hoffe er auch, dass ihn doch mal etwas erwischen und ausknocken würde. Doch auch heute war wieder keiner dieser Tage. Leider.
“Doc!” polterte Bellis Stimme aus der Staubwolke, welche sich aus Richtung Tür in den Raum hinein ausbreitete, “stellen Sie keine Fragen und folgen Sie mir!”
“Lass gut sein, Belli”, rief Coldblood zurück, “Der Doc weiß Bescheid.”
Langsam formte sich die große Gestalt des Sprengmeisters aus dem Nebel.
“Wie jetzt?”
"Na, er hat's herausgefunden. Mehr oder weniger.”
Strangelove schaute Belli mit festem Blick in die Augen: “Habt ihr nur deshalb den OP 2 gesprengt?”
“Äh… na also das Licht war ja wirklich kaputt und…”
“Ja oder nein!”, zischte der Doc und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
“... Jein”, antworte Belli schließlich entschieden und nickte bekräftigend.
Und wieder fragte das Capybara sich, warum er immer noch ausgerechnet in diesem Krankenhaus arbeitete.
“HAAAAALLOOOOOOO!?”, brüllte es da aus dem Telefonhörer, den er nach wie vor in der Pfote hielt.
Er hatte völlig vergessen, wieder aufzulegen und Itze schien in der Zwischenzeit das Gespräch entgegengenommen zu haben.
Der Doc hob den Hörer ans Ohr: “Itze” und seine Stimme klang eisig, “Ist Herr Küchen noch im Gebäude?”
Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille, bevor der Sheltie kleinlaut antwortete: “Ja. Er ist gerade mit Schwester Sabi in der Kantine, um mit ihr ihre Mittagspause zu verbringen.”
“Gut. Wenn sie damit fertig sind, sollen sich bitte beide umgehend ins Behandlungszimmer 2 begeben. Der Chefarzt möchte sich den Patienten mal ansehen.”
“Doc bitte…” jammerte Itze durch den Hörer.
“Umgehend.” sagte Strangelove noch einmal mit Nachdruck, bevor er auflegte.
Ohne ein weiteres Wort an Coldblood und Belli verließ er das Labor mit eiligem Schritt.
Die beiden Verbliebenen warfen sich einen kurzen, besorgten Blick zu.
“Also ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich hab Lust auf Pizza.”
Und mit diesen Worten ging der Laborant zur Tiefkühltruhe.
Der Doc setzte seinen Weg ohne besondere Vorkommnisse fort, was ihn selbst überraschte. Das kam wirklich äußerst selten vor. Nur einmal blieb er kurz stehen, um sich eines der neuen Bilder auf dem Gang anzuschauen. Es zeigte einen großen, sehr plüschigen Vogel in bunten Farben. Auf dem Schild darunter stand: Puffvogel von Wild E. Reise
Na zum Glück nicht wieder irgendwelche KI-Bilder, dachte er sich und bog zu den Behandlungsräumen ab.
Im Behandlungsraum 2 nahm er sich die Patienten-Akte von Herrn Küchen, ein Klemmbrett und setzte sich auf den freien Bürostuhl.
Er musste nicht allzu lange warten, da öffnete sich die Tür erneut und Schwester Sabimon und der Karateka betraten den Raum. Beide blickten besorgt und Hubert zusätzlich auch sehr nervös.
Strangelove bedeutete den beiden Platz zu nehmen.
“Guten Tag, Herr Küchen. Wir wurden einander noch gar nicht vorgestellt. Chefarzt Dr. Strangelove mein Name. Ich leite dieses Krankenhaus und natürlich bleibt mir auch nichts verborgen”, redete der Doc drauf los, während er mit wichtiger, ernster Miene in der Patientenakte blätterte.
“Sie waren ja in letzter Zeit sehr häufig hier aus vielerlei Gründen. Wie fühlen Sie sich derzeit?” und er schaute den Karateka über den Rand seiner Brille hinweg an.
Dieser rutschte etwas nervös auf der Behandlungsliege, auf die er sich gesetzt hatte, hin und her.
“Ähm… ganz gut. Schwester Sabimon kümmert sich immer sehr vorbildlich um mich.”
Die Krankenschwester warf ihm einen liebevollen Blick zu.
Also wirklich, dachte der Arzt sich, das sah ja selbst ein Blinder!
“Schön, schön. Wenn ich mir Ihre Akte aber so ansehe, muss ich sagen, dass mir einiges aufgefallen ist” und der Doc fuhr mit der Pfote über die Einträge der Akte.
Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Karatekas, welche dort direkt wieder von seinem Stirnband aufgefangen wurden. Er schluckte laut.
“Ich befürchte, Sie leiden an etwas sehr ernstem”, sagte der Doc und schloss bedeutungsvoll die Krankenakte. Dann richtete er seinen ernsten Blick auf den jungen Mann.
“Und ich befürchte außerdem, dass dieses Leiden auch Schwester Sabimon befallen hat.”
Die beiden Betroffenen warfen sich einen angsterfüllten Blick zu.
“Jetzt sagen Sie es doch”, rief die T-Rex-Dame verzweifelt, “Was ist es?”
Das Capybara stand auf.
“Flunkerei im Namen einer größeren Sache.”
Mit diesen Worten ging er auf die Tür zu, während die beiden Patient:innen ihn mit großen Augen anblickten.
“Ich fürchte, ich kann nun nichts mehr für Sie tun. Der Rest liegt an Ihnen.”
Und er verließ das Behandlungszimmer und schloss die Tür hinter sich.
Vor der Tür wartete schon Itze, der aufgeregt hin und her lief.
“Was haben Sie getan!?” rief er dem Doc entgegen, doch verstummte sofort, als dieser die Pfote hob.
“Ich habe nur getan, was getan werden musste. Das konnte ja so nun wirklich nicht mehr weitergehen. Keine Sorge” und er tätschelte Itze den Wikingerhelm, “Das letzte Bisschen bekommen die jetzt auch alleine hin.”
“Und was machen wir jetzt?”, fragte der kleine Sheltie und schaute immer wieder unruhig zur Tür.
“Also ICH hole mir jetzt erstmal einen Kaffee”, sagte der Doc und wandte sich in Richtung Kantine, “Und dann warten wir einfach, schätze ich.”
Und er ging, für ihn sehr untypisch, relativ beschwingt davon.
Als Dr. Strangelove mit seinem Kaffee zurückkam, war die Tür zum Behandlungszimmer 2 angelehnt und man hörte leise Stimmen dahinter. Er klopfte kurz, schob die Tür auf und betrat den Raum.
Hubert und Schwester Sabi saßen zusammen auf der Behandlungsliege und schauten den Doc glücklich, wenn auch etwas betreten an.
“Wie ist denn das werte Befinden?” fragte das Capybara gut gelaunt, ließ sich in den Bürostuhl fallen und nippte an seinem Kaffee.
“Ich glaube, das war eine spontane Wunderheilung”, grinste Hubert verlegen.
Der Doc nickte zufrieden: “Ja, dafür bin ich bekannt.”
“Tut mir Leid, dass wir so viele Spompanadln* gemacht haben.” Schwester Sabimon schaute traurig zu Boden.
Dr. Strangelove winkte ab.
“Also ja schon. Aber das ist ja nun wirklich nicht das Schlimmste, was in dieser Klinik so passiert.”
Er deutete mit dem Kopf auf die beiden, die Hand in Klaue da saßen.
“Ist hier jetzt alles geklärt?”
Die beiden nickten eifrig.
“Na dann sind wir uns ja sicher einig, dass dafür jetzt eine andere Lösung gefunden wird.”
“Vielleicht lasse ich mir demnächst beim Training einen Arm oder ein Bein brechen, dann müsste ich mal länger hier bleiben”, überlegte Hubert.
“HUBERTUS!” rief der Doc so laut, dass der Angesprochene zusammen zuckte, “Du musst deinen eigenen Weg gehen!”
Etwas perplex schaute er den Doc an.
“Ich könnte ja natürlich auch erstmal so als Besucher herkommen. Vielleicht in den Mittagspausen.”
Strangelove nickte zufrieden.
“Gut so. Da jetzt alles gesagt ist… raus mit euch beiden!” und er scheuchte sie aus dem Zimmer.
Kurze Zeit später stand der Doc mit einem neuen Kaffeebecher am Empfang und schaute diverse Unterlagen durch. In einiger Entfernung standen Itze und Etro zusammen und beobachteten ihn.
“Ich bin ja schon ein wenig froh, dass das nun ein Ende hat”, sagte Itze erleichtert.
Etro nickte.
“Weiß er denn jetzt eigentlich alles?” und der Chirurg betonte das letzte Wort noch einmal deutlich.
Der kleine Wikinger schaute ihn fragend an.
“Na ja”, sagte Etro grinsend, während Hubert gut gelaunt Richtung Empfang auf den Doc zukam, “Wer sagt denn, dass Hubert so häufig in der Klinik war nur um Schwester Sabi zu sehen?”
Er zeigte auf den Karateka, der nun fast auf Höhe des Arztes angekommen war, und Itze folgte seinem Fingerzeig. “Nur weil der Doc ihn nicht gesehen hat, heißt das nicht, dass das auch umgekehrt der Fall war.”
Gut gelaunt verabschiedete sich der junge Mann vom Doc, schüttelte ihm die Pfote und steckte ihm einen kleinen Zettel zu. Dann verließ er vor sich hin pfeifend das Krankenhaus und die Eingangstür schloss sich hinter ihm.
Das Capybara blieb verdutzt zurück und starrte abwechselnd auf den Zettel in seiner Pfote und auf die gerade geschlossene Eingangspforte. Wenn auch sehr klein, so konnte Itze doch erkennen, dass auf dem Zettel eine Handynummer stand. Und jetzt grinste er auch.
Fußnoten:
Spompanadln = Umstände